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Geometrische Ordnung
von
Buntarten
Die Grafiken und 3D-Objekte der Ausstellung “Geometrische Ordnung von Buntarten” sind eine grundsätzliche Auseinandersetzung HAWs mit dem Sujet der Farbkomposition und dem Zusammenspiel von Farbe und Form. Zwei Referenzen stehen dabei im Mittelpunkt.
Zum einen das von Le Corbusier Mitte des 20.
Jahrhunderts entwickelte Maßsystem “Modulor”, zum anderen die Farbkombinationen des japanischen Malers und Kostümbildners Wada Sanzo (1883-1967).
Weizeneggers Objekte schlagen zeitgenös-sische Anwendungen und Weiterentwicklungen dieser Ordnungssysteme
vor. Sie fragen nach ihrer Aktualität und
der kulturellen Prägung von Farb- und Formprinzipien.
Der Modulor heute
Mit dem Maßsystem Modulor initiierte Le Corbusier (1885-1965) einen Dialog von Raum und Körper. Es zielt auf ein harmonisches und natürliches aber gleichzeitig auch objektives architektonisches Ordnungssystem. Der Modulor geht bei der Gestaltung von Gebäuden und Räumen vom Längenmaß des mensch-lichen Körpers und dem Goldenen Schnitt aus. In der Architektur ist hat er sich als Standard-prinzip bewährt. Die “Geometrische Ordnung von Buntarten” ist einerseits eine zeitgemäße Anwendung des Modulor er liegt allen form-bezogenen Objektentscheidungen zugrunde
und bildet den roten Faden des Ausstellungs-konzepts.
Angelehnt an den Modulor experimentiert
die Gestaltung der Wohnaccessoirs, Leuchten, Textilien und Möbeln mit Größenverhältnissen und geometrischen Formen. Die grafischen Überlegungen und Objekte Weizeneggers fragen andererseits aber auch kritisch nach der Aktualität des Modulor: Ist ein Ordnungssystem das sich am Maß des Menschen orientiert noch zeitgemäß? Wie kann der Modulor heute für Produktkonzepte funktionieren? Inwieweit
ist Schönheit und Harmonie überhaupt am Goldenen Schnitt festzumachen?
Wada Sanzo und die Farben
“Als ich das Buch ‘A Dictionary of Color Combinations’ in der Hand hielt, war ich überwältigt von der Schönheit der Farb-kombinationen und der Nähe zu meiner
Konzeptarbeit, so dass diese Arbeit auch als eine Hommage an Wada Sanzo verstanden werden kann.” (HAW)
Für den Dialog der Form mit der Farbe referiert
Weizenegger auf die Farbkombinationen, die der
japanische Gestalter Wada Sanzo 1933/34 schuf. Weizenegger führt den Diskurs der Farbe somit dezidiert mit einem anderen Vokabular als demjenigen LeCorbusiers weiter, welcher mit “Polychromie Archektural” ebenfalls ein umfassendes Farbsystem entwarf.
Bei der Entwicklung seines eigenen Farbkreises für die Ausstellung stieß HAW auf Sanzos Farbarbeiten. Berührt von der Parallele zu seinen eigenen Farbkontrastierungen und der Aktualität des japanischen Farbkünstlers wurde “Geometrische Ordnung von Buntarten” auch eine Auseinandersetzung mit
dem bemerkenswerten Werk von Wada Sanzo. HAWs Farbkreis richtete sich nach dessen Entwürfen aus.
Sanzos Farben tragen Namen wie “Vinaceous Cinnamon”, “Aconite Violet” oder “Dull Viridian Green” – in der europäischen Tradition sind Farbnamen eher unüblich, Weizenegger übernimmt dies aber von ihm. HAWs Farbkreis besteht aus zwölf untereinander kombinierbaren Farben. Er referiert damit einerseits – ähnlich dem Modulor – auf harmonische Zahlen-verhältnisse und bezieht sich andererseits kulturell auf die Zwölfschichtigkeit der japanischen Kimonos, die Junihitoe (“twelve layers”). Jegliche traditionelle Farbkonzepte überschreitet HAW schließlich jedoch durch die Berücksichtigung von Neonfarben.
Farb- und Formkulturen
Mit der Konfrontation des Modulor und den Farbentwürfen des japanischen Malers und Kostümbildners werfen die Objekte der Ausstellung die Frage nach dem kulturellen Verständnis von Farb- und Formprinzipien auf. Inwieweit sind beispielsweise die Farbkreise von Johannes Itten oder Johann Wolfgang
von Goethe kulturell geprägt? Sanzo hat die kulturellen Einflüsse seiner Farbkreationen bewusst kommuniziert. Auch die Kultur der Mode hat möglicherweise Einfluss auf vorherrschende Farben – so schlägt
Weizenegger vor. Der gestalterische Ausein-andersetzungsprozess für die Ausstellung hat schließlich Gegenstände mit einer ruhigen, klaren aber auch lebendige Farb- und Form-sprache hervorgebracht, die gleichzeitig energetisch und meditativ ist.
Hermann August Weizenegger Arbeiten wurden eigens für den Showroom von LINTEX entworfen. Sie nutzen die entsprechenden Whiteboards für die Grafikdarstellungen und damit LINTEX-Produkte als Bestandteil der Ausstellung. Die Grafiken werden via Risographie in kleinen limitierten Auflagen hergestellt und können von Besucher*innen erworben werden.
Alle Ausstellungsobjekte sind bei regionalen Handwerkern und Manufakturen entstanden, wie Formholz, Porzellanmanufaktur KPM, Strahlfix und von Poschinger Glasmanufaktur.